Warum waren die Mönche so dick?
Wahre Komödien aus der Geschichte der Religion
Sehr geehrter Herr Zander!
An einem der unwahrscheinlichsten Orte überhaupt bin ich auf Ihr Buch gestoßen. Unter Werbematerialien, die notdürftig als Magazine getarnt waren und ein paar zerfledderten Groschenromanen in einer spärlichst ausgestatteten Bibliothek eines All-inclusive Resorts in Anatolien, im innersten Kreis der postmodernen Konsumhölle (genannt “Belek”) stand “Warum waren die Mönche so dick?”
Martin Suter’s “Der letzte Weynfeldt” habe ich schneller fertig gelesen als gedacht, und es musste Abhilfe her. Einem Theologiestudienabbrecher erscheint in der intellektuellen und spirituellen Wüste der türkischen Mittelmeerküste solch ein Buch, sechzehn Jahre nach seiner Veröffentlichung. Ein schweizer Autor entlastet den anderen schweizer Autor von seiner Unterhaltungspflicht. Ob man da schon von einer göttlichen Fügung sprechen darf, überlasse ich dem theologisch Gebildeteren von uns beiden.
Jedenfalls wollte ich Ihnen einerseits einfach nur sagen, wie sehr ich die Lektüre genossen habe und andererseits zwei Fragen zum Ende stellen, an dem Sie mit generellen Beobachtungen zu Religion und Humor schließen.
Sie schreiben, dass der heilige Philipp Neri sei das “einzige mir bekannte Modell einer Frömmigkeit, die sich ihrer eigenen Komik souverän bewusst ist.” Ich würde hier aber gerne die gesamte frühe Christenheit bedacht wissen. Als sie nämlich den gekreuzigten Herrgott anstelle des ἰχθύς als ihr Insignium übernommen haben. Wer entscheidet sich denn dazu, den eigenen besiegten Gott so omnipräsent zur Schau zu stellen? Kein anderes Bild würde eher dazu taugen, Christus zu verspotten, wie er da so erbärmlich vom Holz hängt. Wir hängen dieses Bild überallhin, als ob wir unseren eigenen Allerhöchsten auch bisschen auf das Schäufelchen nehmen wollen.
“Wenn es allerdings stimmt, dass sich das Ende aller Dinge dadurch ankündigt, dass die Komik der Welt stärker sichtbar wird als die Komik der Religion, dann sind wir vom Weltuntergang noch sehr weit entfernt.”
Das mag sich vor bald zwei Dekaden vielleicht tatsächlich so angefühlt haben, aber würden Sie diesen Satz heutzutage, wenn Sie sich in der Welt umschauen, noch einmal so schreiben? Ohne auf spezielle Begebenheiten verweisen zu wollen: Ist die Komik der Welt jetzt nicht schon sehr viel näher an die Komik der Religion gerückt?
Mit freundlichen Grüßen
Konstantin Kovar