Slow Productivity
The Lost Art of Accomplishment Without Burnout
Vier kaum begonnene Udemy-Kurse, drei unvollendete Basteleien am Dachboden und sieben Heimwerkerprojekte, die ich mir fest vorgenommen habe. Das alles mit einem kleinen Kind, einem kleinen Hund und einer Vollzeitbeschäftigung als Software-Entwickler, wo ich auch gelegentlich vorbeischauen sollte. Dass sich das alles nicht wirklich ausgehen kann, dafür braucht es eigentlich keinen Produktivitätsguru, aber dennoch tut es gut, das einmal so kurz, knapp und präzise formuliert zu lesen, wie es Cal Newport als erstes Prinzip seiner “Slow Productivity” formuliert.
Mach weniger Sachen
Wer zu viele Dinge gleichzeitig schultert, der ist in weiterer Folge dazu verdammt, sich bei allem zu hetzen, hier eine Abkürzung zu nehmen und diesen Teil einfach die künstliche Intelligenz machen zu lassen. Er beraubt sich aber auch der mentalen Ruhezeiten, die essenziell für menschliche Kreativität sind. Des Homo sapiens’ natürlicher Zustand ist es nicht, acht Stunden am Tag in Besprechungen zu sitzen, parallele E-Mail-Unterhaltungen zu führen und nebenbei auf WhatsApp den aktuellsten Tratsch aus dem Tennisverein auszutauschen. Wenn man das erste Prinzip beachtet, dann macht man nur die wichtigen Dinge und lässt die unwichtigen Dinge ungetan. Die wichtigen Dinge brauchen aber Zeit, Verve und Sorgfalt, um sie gutzumachen. Dazu braucht es auch keinen besonders Erleuchteten. Trotzdem haben Sie es schon einmal so auf den Punkt formuliert gesehen, wie:
Arbeite in einer natürlichen Geschwindigkeit
Weniger zu machen und länger dafür zu brauchen ist an sich jetzt noch kein Rezept für ein erfüllenderes und produktiveres Arbeitsleben. Eher im Gegenteil, es klingt nach geschickt formulierten Ausreden, etwas, das man bei seinem Kündigungsgespräch als letzten Versuch einer Rechtfertigung in den Raum wirft. Deshalb braucht es noch das dritte Prinzip. Das Prinzip, zu dem uns die anderen beiden befähigen. Wenn wir nämlich weniger Dinge langsamer tun, dann müssen wir gleichzeitig den Qualitätsanspruch an uns selbst erhöhen. Cal Newport formuliert das so:
Sei von Qualität besessen
Der Nutzen dieses Zugangs ist vielleicht nicht sofort offensichtlich: Abseits von einem entspannteren Alltag, der nicht durch fragmentierte Kleinigkeiten zur Dauerschleife des Stresses wird, argumentiert Cal Newport, dass unsere beste Arbeit immer das ist, wofür wir Anerkennung und Bewunderung erfahren. Isaac Newton hat dreißig Jahre an seiner Principia Mathematica geschrieben. Das war aber nicht durchgehende Arbeit, nur unterbrochen von frenetischem Briefwechsel mit seinem Verleger und seinem Social-Media-Team. Ganz im Gegenteil: Es gab immer wieder ganze Jahre, an denen er gar nicht daran gearbeitet hat. Was herausgekommen ist, ist wohl der bedeutendste wissenschaftliche Opus der Menschheitsgeschichte. In Slow Productivity werden einerseits diese Geschichten erzählt, wo wahrhaft großes entstanden ist, abseits von der Hektik und dem Trubel, in dem sich viele von uns heute wiederfinden und andererseits Vorschläge gemacht, wie man sich ebendiesem Hamsterrad entziehen kann, um Zeit für Qualität zu haben.