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Da ich im Februar eine neue Anstellung begonnen habe und die Akklimatisierung an solch neue Umstände immer ein wenig Zeit und ein wenig mehr Energie in Anspruch nimmt, habe ich im Februar nur drei Bücher gelesen, wovon zwei sowohl nach Länge als auch Inhalt nur auf Kulanzbasis tatsächlich als Bücher bezeichnet werden können.

His Majesty's Dragon

Naomi Novik, 2006

Temeraire hat – wie für Drachen üblich – eine extrem enge Bindung zu seinem Reiter aufgebaut. In dem vom Naomi Novik geschaffenen Universum können Drachen bereits kurz nachdem sie aus ihren Eiern geschlüpft sind, sprechen. Sie lernen die Sprache, die rund um das Ei gesprochen wird, durch die Schale.

In diesem Europa sind Drachen allerdings hauptsächlich aufgrund ihrer militärischen Relevanz geschätzt, sie fungieren kaum als Strategen, Partner für ein tiefgehendes Gespräch oder sonst irgendwie als Quelle wertvollen intellektuellen Wirkens. Dieser Umstand sträubt sich gegen die Natur Temeraire’s, der es liebt, Bücher vorgelesen zu bekommen, sich für Musik und das Theater interessiert und auch gerne über Schlachtformationen und Strategie theoretisiert.

All das sind Vorzeichen, die darauf hinweisen, dass Temeraire einer ganz besonderen Drachengattung angehört. Als sogenannter Celestial gehört er zur Krönung chinesischer Züchtungen, die den europäischen um hunderte Jahre voraus und ebenso weit überlegen ist. Das Drachenei, aus dem Temeraire geschlüpft ist, war also ein Geschenk Chinas an Napoleon. Nun, da das Ei in die falschen Hände geraten ist, verträgt der chinesische Hof die Vorstellung nicht, dass ein einfacher Soldat zum Reiter eines Celestials gemacht wurde, der Züchtung, die in ihrer Kultur allein den Mitgliedern der kaiserlichen Familie vorbehalten ist.

Um die diplomatischen Spannungen zu lösen, die dadurch zwischen Großbritannien und China entstanden sind, wird Temeraire unter seinem und seines Reiters heftigem Protest nach China geschickt. Hier entfaltet sich die wahre Schönheit des Buches, weil es die Autorin schafft in dieser alternativen Welt gleich zwei komplett gegensätzliche kulturelle Zugänge zu skizzieren.

In China sind Drachen nämlich ihre eigenen Rechtspersönlichkeiten. Sie haben nicht unbedingt einen Reiter. Sie können Geld verdienen und dieses auch ausgeben. Sie üben Berufe aus, vor allem im öffentlichen Dienst, zum Beispiel als Verkehrsmittel oder Boten. Dieser starke Kontrast der Kulturen löst in Temeraire, der ohnehin schon jakobinische Tendenzen zeigt, etwas aus, das man wohl als Gewerkschaftsdenken bezeichnen könnte. Welche Früchte dies tragen wird, wird sich aber wohl erst im nächsten Band der Reihe zeigen.

Black Powder War

Naomi Novik, 2006

Der dritte Teil der Temeraire-Serie,

Drachen über Istanbul, Bildrechte:

atomicola

die ich im Jänner begonnen habe. Kapitän William Lawrence trifft mit seinem Drachen und dessen Besatzung unter Zeitdruck die Heimreise von China über den Landweg an. Nach einer diplomatischen Auseinandersetzung am und mit dem korrupten Hof des Sultans in Istanbul

versucht die gesammelte Mannschaft die Flucht via Österreich und Preußen nach England. Kurz bevor sie allerdings die Nordsee erreichen, die das Kriegstreiben am Kontinent von der Sicherheit ihrer Heimatinsel trennt, werden sie in die preußische Verteidigungskampagne gegen die Grande Armée impliziert.

Verglichen mit den ersten beiden Teilen zieht sich das Lesen in dieser Geschichte ein wenig. Den Grund darin vermute ich als literarischer Laie in der Vernachlässigung klassischer dramaturgischer Struktur. Nicht zu jedem Zeitpunkt in der Geschichte war mir bewusst, welches Problem die Protagonisten eigentlich gerade versuchen zu lösen. Vier weitere Bücher offeriert die Temeraire-Reihe noch. Aber auf der Suche nach Abwechslung wird sie (vorerst) einer anderen Fantasy-Reihe weichen müssen. Scott Lynch’s The Gentleman Bastard-Reihe trägt denselben Namen auf Deutsch nämlich, deren erste drei Bücher ich als E-Books in der Originalversion für eine Okkasion erstehen konnte.

Nordische Mythologie für Dummies

Christopher BlackwellAmy Hackney Blackwell, 2008

Warum sind Filmplakat zum 1924 erschienene Verfilmung des Nibelungenlieds Filmplakat zum 1924 erschienenen Film “Die Nibelungen: Siegfried” von Fritz Lang (ein Sohn meiner Heimatstadt Wien). Bildrechte: Wikipedia die römischen und griechischen Götterwelten so viel eher in unserem Bewusstsein als die nordischen, obwohl wir im deutschsprachigen Sprachraum eigentlich in der Tradition der Zweiteren stehen?

Einerseits haben die Römer und Griechen ihre Mythen natürlich wesentlich besser dokumentiert als die Nordmänner. Andererseits, daran hat mich dieses Buch erinnert, sind Namen, Orte und logische Ungereimtheiten derart dicht in der nordischen Mythologie, dass es dem Publikum so viel Arbeit macht, sich in der Geschichte überhaupt zu orientieren, dass jeder Versuch, sich emotional in ihre Inhalte zu versenken, erschwert wird. Daran hat auch dieses überaus kurze Buch nichts für mich geändert.

Pilze selbst anbauen & züchten

Johannes Embach, 2023

Eine Notwendigkeit. Ich versuche derzeit im Keller Pilze zu züchten. Sollten Sie sich nach dem Fortschritt fragen: Es wachsen Pilze im Keller, leider die falschen.