Auris
Sebastian Fitzek ist ein interessanter Charakter in der deutschen Buchwelt, soweit ich das beurteilen kann. Seine Werke werden von Kritikern in aller Regel zerrissen, aber dennoch stehen seine Neuerscheinungen in den Buchhandlungen stets prominent platziert. Er scheint vor allem die Nichtleser unter den Lesern zu erreichen, was ihm freilich ob der schieren Größe dieses Marktanteils konsistent einen Platz auf den Bestsellerlisten sichert.
Auris ist ein Hörbuch, das mir von Audible schon seit gefühlten Jahren vor die Nase gehalten wird und nachdem ich meine Wege zu und von der Arbeit in der Regel mit dem Hören von Podcasts berbringe habe ich mir gedacht: “Warum nicht auch einmal ein Hörbuch?”
Nun ja, ohne viele Worte verlieren zu wollen: Es ist nicht besonders gut.
Die Protagonistin wird erzählt, als sollte man sich mit ihr identifizieren können, ist aber so sympatisch wie ein Stahlschiefer im kleinen Zeh. Sie eckt ständig an, aber oft - so macht es den Anschein - nur aus Spaß am Streit. Vor allem ihr Verhalten zu ihrem Freund, der ihr treu ergeben ist, ist so unangenehm, dass es schwer zu ertragen ist.
Auch im Ausdruck und der logischen Kontinuität auf der Mikroebene der Geschichte stechen manche Passagen hervor wie ein rostiger Nagel aus einem Becher Heiße Liebe.
Sätze wie
Er hatte sich schon oft vorgestellt, wie es wohl sein würde, entführt zu werden, oder selbst ein Entführer zu sein (…), aber dass er selbst einmal das Opfer einer Entführung sein würde, hätte er sich nie träumen lassen.
oder ”(…) sie beschloss eine Entscheidung zu treffen” sind wohl Dinge, die jeder Gymnasiallehrer in einer Schularbeit rot anstreichen würde.
Auch wenn die Protagonistin ihren gescholtenen Freund in Verzweiflung anruft, nur um ihm zu erklären, dass sie keine Zeit dafür habe, seine Hilfe anzunehmen, sobald er sie anbietet, reißt es aufmerksame Hörer gewaltsam aus der Handlung.
Abschließend wird auch das Motiv eines Hackers, der die Protagonistin lange Zeit erpresst und damit die Handlung massiv aufhält, auf die lächerlichste Art und Weise aufgeklärt. Er hat sie offenbar zu einer schweren Straftat gegen ihren eigenen Arbeitgeber gezwungen, nur um ihr einen ungefragten, sinnlosen Gefallen zu tun. Nach dieser Erfahrung mit dem Werk Fitzek’s reicht für mich aus, um zu beschließen die Entscheidung zu treffen, die nächsten Jahre Abstand zu halten.